Interview mit Lea Green – vegane Kochbuchautorin und Foodbloggerin
Unsere liebe Trainerin Lea Green hat 2020 mit dem Launch ihrer „To Go Masterclass“ schon viele Kursteilnehmende inspiriert, ihr Mittagessen als Meal Prep mit ins Büro zu nehmen oder einfach für unterwegs bunte, gesunde und nährstoffreiche To Go Gerichte mit dabei zu haben.
Nun, drei Jahre später feiert ihr neuer Kurs, die „Clever Food Masterclass“, Einzug in unsere Kursreihe. Das Thema könnte aktueller und wichtiger nicht sein, denn es dreht sich alles darum, wie man günstig, gut und unkompliziert vegan kochen kann. Gerade zu Zeiten, in denen die Lebensmittel- und Energiepreise steigen, kommt ihr Kurs gerade recht!
Im Interview gibt Lea einen kleinen Einblick in ihren neuen Kurs, ihre Arbeit als Foodbloggerin und Autorin, wie sie vegan wurde und welche Tipps sie Neuveganer*innen mit auf den Weg geben würde.
Magst du dich kurz vorstellen? Was machst du alles, was sind deine Stärken und welche Themen liegen dir am meisten am Herzen?
Lea: „Das mache ich natürlich sehr gerne. Ich bin Lea, vegane Foodbloggerin, Kochbuchautorin und Herausgeberin des Online-Magazins „Vegan en vogue“. Ursprünglich habe ich vor langer Zeit Filmwissenschaft und Publizistik studiert, bevor ich viele Jahre als TV-Journalistin und später als Filmemacherin und Regisseurin in und von Berlin aus gearbeitet habe.
Als ich 2012 vegan wurde, hat mich diese Lebensweise jedoch schon nach kurzer Zeit so sehr begeistert, dass ich neben meinem Job meinen Blog VEGGIES gestartet habe, um meine Rezepte und Erfahrungen im Internet mit anderen Menschen zu teilen und zu diskutieren. Es folgten dann im Laufe der Zeit 3 vegane Kochbücher, viele viele Beiträge auf Facebook, Instagram und Pinterest sowie unzählige Kochshows, Kochkurse und schließlich meine erste Vegan Masterclass – die „To Go Masterclass“.
Im Herbst 2019 habe ich dann die erste Ausgabe des Magazins „Vegan en vogue“ veröffentlicht. Das Magazin zeigt jedes Jahr in zwei bunten Ausgaben großartige saisonale Rezepte, aber auch tolle Interviews, Produktvorstellungen und ganz viele Berichte rund um die vegane Lebensweise.
2020 habe ich mich damit auch selbstständig gemacht und schreibe, blogge und informiere seitdem „full time“ auf allen Kanälen über den veganen Lebensstil und veröffentliche mehrmals wöchentlich vegane Rezepte und Küchentricks. Und nach 25 Jahren Berlin lebe ich heute mit meiner adoptierten Pudel-Hündin „Holly“ im schönen München.
Wow! Wie bitte schaffst du das alles? Das geht doch nur mit einem tollen Team im Hintergrund, oder hast du einen Trick gefunden, wie du dich aufteilen kannst?
Lea (lacht): „Jede*r Selbständige kennt sicher das Gefühl, dass die Arbeit einem schon mal über den Kopf wachsen kann. So ist es manchmal auch bei mir. Denn in der Tat gibt es kein „festes Team“ mit dem ich arbeite. Aber ich bekomme großartige Unterstützung durch meinen Freund Julian, meine Grafikerin Anabell sowie weitere liebe Freelancer und Freunde, mit denen ich immer wieder projektweise zusammen arbeite.
Wichtig ist mir, dass ich meine Arbeit mit Leidenschaft machen kann. Da passiert es schon mal, dass ein Kommentar auf dem Blog ein paar Tage unbeantwortet bleibt oder ich nicht mehrmals wöchentlich Beiträge veröffentliche. Ich denke aber, Qualität ist wichtiger als Quantität und ich hoffe, dass dies auch bei meinen Followern, Lesern und Fans so ankommt.“
Wir als Vegan Masterclass wollen natürlich gerne wissen, wie du zum Veganismus gekommen bist und was dich bewegt hat.
Lea: „Ich habe mehrere Jahre vegetarisch gelebt, bis ich meinen Weg zum Veganismus gefunden habe. Damals im Jahr 2012 war „vegan“ noch nicht so bekannt wie heute, die Auswahl an veganen Fertigprodukten winzig und die Anzahl an Kochbüchern und Informationen noch sehr überschaubar. Ich hatte lange Zeit kein Bewusstsein dafür, wie viel Leid auch hinter der Ei- und Milchindustrie sowie natürlich weiteren Bereichen der Verarbeitung tierischer Produkte steckt. Als ich jedoch mehr darüber erfahren habe, hat mich das sehr erschrocken. Ob das Leiden der Milchkühe und ihrer Kälber, das Vernichten von Millionen Küken in der Ei-Industrie und viele weitere Aspekte. Das konnte ich nicht mit mir vereinbaren.
Als ich dann komplett auf eine vegane Lebensweise umgestiegen bin, hat es mich selbst überrascht, wie leicht mir das im Grunde fiel. Es gibt so viele großartige kulinarische Möglichkeiten und so viele Alternativen z.B. auch in der Bekleidungsindustrie, die mein Leben unglaublich bereichert haben. Ich lebe jetzt bunter, gesünder, köstlicher, vielfältiger und zufriedener als je zuvor und hoffe, möglichst viele Menschen für diese nachhaltige, wunderbare Lebensweise begeistern zu können.“
Kannst du dich noch erinnern mit welchen Herausforderungen oder Schwierigkeiten du bei der Umstellung auf vegane Ernährung umgehen musstest?
Lea: „Da ich selbst von einer vegetarischen auf eine vegane Lebensweise umgestiegen bin, waren die Herausforderungen nicht so groß für mich. Ich würde aber jedem raten, den Umstieg sanft und nicht abrupt zu gestalten. Vielleicht zuerst mit zwei bis drei rein veganen Mahlzeiten pro Woche oder dem Ersetzen einzelner tierischer Komponenten. Die Verdauung bzw. unser Mikrobiom, sollte die Möglichkeit haben, sich langsam an die neue Ernährung zu gewöhnen. Es ist auch kein Wettbewerb und sollte niemals ein Zwang sein. Wichtig ist, dass man sich auf dem Weg rundum wohl fühlt, keine Verdauungsbeschwerden hat und auch nicht gestresst ist. Es sollte sich nicht „schwierig“ anfühlen – macht es Schritt für Schritt, dafür dauerhaft und immer mit Rücksicht auf die Bedürfnisse des eigenen Körpers.“
Es langsam anzugehen ist auf jeden Fall ein guter Tipp! Was kannst du Neuveganer*innen noch mit auf den Weg geben?
Lea: „Vegane Fertigprodukte sind eine tolle Alternative zu bekannten Klassikern wie z.B. Schnitzel, Hack oder Nuggets. Für die Umstellung finde ich sie sehr hilfreich. Langfristig sollten Neu-Veganer*innen aber darauf achten, dieses Convenient-Food wieder zu reduzieren. Denn Fertigprodukte sind industriell stark vorverarbeitet, enthalten mitunter viel „Chemie“ und sind außerdem sehr teuer. Ich denke, wenn man sich die vielen Kurse der Vegan Masterclass ansieht, erkennt und lernt man schnell, dass man dieses Convenient-Food eigentlich gar nicht braucht. So isst und lebt man gesünder, schmackhafter und viel günstiger.
Blöde Kommentare von Kollegen? „Naserümpfen“ im Kreise der Familie? Offene Angriffe im Internet? All das passiert gerade Neu-Veganer*innen leider häufig. Ich möchte daher alle ermutigen, sich das nicht zu stark zu Herzen zu nehmen, vielleicht auch einmal „wegzuhören“ und sich nicht einschüchtern zu lassen. Suche dir eine tolle Community, wie z.B. die Facebook-Gruppe der Vegan Masterclass und lasse dich von den tausenden Veganer*innnen im Internet und vielleicht auch in deinem Freundes- und Bekanntenkreis inspirieren und niemals von anderen Menschen entmutigen. Nörgler und Besserwisser gibt es viele, Besser-Esser zum Glück aber auch immer mehr!„
Was sind deiner Erfahrung nach die größten „Fehler“ beim pflanzlichen Kochen, und wie können sie vermieden werden?
Lea: „Mein veganer Küchen-Tipp ist, darauf zu achten, dass das Ganze nicht so kompliziert wird. Denn wenn bei jedem Hunger erst einmal viel Gemüse geschnippelt und diverse Grundzutaten gekocht werden müssen, kann das schnell frustrierend sein. Im schlimmsten Fall geht dann der Griff wieder hin zu Convenient-Food oder anderen, weniger gesunden Snacks, statt regelmäßigen ausgewogenen Hauptmahlzeiten. Daher habe ich zum Beispiel ja auch die „To Go-Masterclass“ umgesetzt. Denn dort zeige ich nicht nur Rezepte zum Mitnehmen, sondern vor allem ganz viele Gerichte, die man einfach vorbereiten, schnell zubereiten und mit wenigen Grundzutaten umsetzen kann.
Jetzt kommt meine neue „Clever Food Masterclass“. Der zentrale Pfeiler dieser Masterclass ist das so genannte „Batch Cooking“. Diese Art und Weise des vorausschauenden Kochens ist unglaublich zeitsparend und um ein Vielfaches günstiger als spontanes, weniger geplantes Kochen. Wichtig ist, dass du deine Ernährung möglichst stressfrei in deinen Alltag umsetzen kannst und dabei auch verschiedene Proteinquellen klug miteinander kombinierst. Denn das ist ein Garant dafür, dass eine gesunde vegane Ernährung langfristig klappt und glücklich macht.
Was genau steckt hinter „Batch Cooking“? In deinem neuen Kurs ist es ein wesentlicher Baustein, um Geld, aber auch Zeit zu sparen und sich trotzdem ausgewogen und gesund zu ernähren.
Lea: „Batch Cooking“ heißt übersetzt „Stapel-Kochen“. Im Gegensatz zum klassischen „Meal Prep“ werden beim Batch-Cooking keine fertigen Mahlzeiten vorgekocht und zusammengestellt, sondern lediglich einzelne Lebensmittelkomponenten zubereitet und für die Tage danach im Kühlschrank vorgehalten.
Das heißt konkret, man bereitet verschiedene Zutaten in einem Rutsch vor (z.B. gekochten Reis, gekochte Pasta, gekochte Kartoffeln, gekochte Hülsenfrüchte, gegartes Gemüse, Aufstriche etc.).
Die Tage danach kann man aus diesen bereitgestellten sowie einigen wenigen frischen Lebensmitteln binnen kürzester Zeit unglaublich viele verschiedene Gerichte zaubern.
Blitzschnell machst du dann leckere Wraps, herzhafte Bratkartoffeln, flinke Eintöpfe, deftige Buletten, bunte Bowls, schnelle Reisgerichte, köstliche Pasta-Variationen und vieles mehr. Wie einfach das geht und welche Möglichkeiten man dann hat, zeige ich in der neuen Masterclass.“
Klingt super! Im Kurs verrätst du noch viele weitere Tipps & Tricks rund um das Thema günstiges und unkompliziertes Kochen. Was hat dir am meisten Spaß gemacht als du den Kurs konzipiert hast?
Lea: „Es hat mir unglaublich viel Freude gemacht, den Kurs so zu konzipieren, dass die Teilnehmer*innen mühelos verstehen werden, wie hilfreich Batch Cooking ist und wie einfach sich das im Alltag umsetzen lässt. Es war richtig schön, zu sehen, wie rund und sinnvoll der Kurs geworden ist und ich bin unglaublich gespannt auf das Feedback. Denn ich glaube fest daran, dass der Kurs vielen Teilnehmer*innen ermöglichen wird, künftig viel stressfreier zu kochen und sich um ein Vielfaches gesünder, unkomplizierter und günstiger zu ernähren.“
Und was ist dein Lieblingsrezept aus der „Clever Food Masterclass“?
Lea: „Der Kurs beinhaltet 25 Hauptrezepte mit vielen Variationsmöglichkeiten sowie hilfreichen Zusatz-Rezepten, etwa wie man eine gute Béchamel und einen günstigen Käse-Ersatz zum Überbacken macht. Die meisten Rezepte lassen sich darüber hinaus dann noch vielfach individuell abwandeln. Eines meiner Lieblingsrezepte ist dabei die „Bunte Bratkartoffelpfanne“. Wie viele andere Rezepte auch, ist es so einfach wie genial: Unglaublich lecker, perfekt um Gemüsereste optimal zu verwerten und ein glutenfreies Wohlfühlessen, das blitzschnell umgesetzt richtig satt und glücklich macht.“
Welche Pläne hast du für 2023 und wo kann man dich auch mal live erleben?
Lea: „2023 ist ein Jahr großer Veränderungen mit tollen Überraschungen für meine Follower und Leser. Ich werde meinen Blog, mein Magazin, meine Kochbücher, Kurse und Events auf einer großen Webseite zusammenführen. Spätestens im Herbst werden dann alle Inhalte auf www.leagreen.de einfacher auffindbar, perfekt gegliedert und übersichtlich dargestellt sein. Hinzu kommt ein großer Logo-Relaunch und eine komplette Überarbeitung meines Foodblogs mit neuem Rezept-Filter, einem überarbeiteten Newsletter, einem Shop und vielen spannenden, neuen Themen. Live könnt ihr mich in diesem Jahr auf dem Afrika-Karibik-Fest in Wassertrüdingen, der VeggieWorld in München sowie auf der Vegan Planet in Wien sehen. Ich freue mich schon riesig darauf.“
Zum Abschluss wollen wir mit dir noch eine schnelle Küchen-Fragerunde machen!
Gibt es noch etwas, was in vegan (bisher) einfach nicht gelingt?
Lea: „Irgendwann einmal möchte ich das so genannte „Tornado-Rührei“ vegan umsetzen. Dies ist eine koreanische Eierspeise, bei dem das verquirlte, gebratene Ei wie ein Tornado aufgetürmt und mit leckerer Soße und weiteren Zutaten auf einem Reis-Bett serviert wird. Bislang bin ich immer daran gescheitert, aber ich gebe nicht auf.“
Was ist deine liebste und was deine nervigste Küchentätigkeit?
Lea (lacht): „Am Kochen liebe ich eigentlich alles. Nur den Abwasch und das Aufräumen hinterher dürfte gerne jemand anderes übernehmen.“
Was ist dein geheimes Talent in der Küche?
Lea: „Definitiv „Multitasking“. In Realität setze ich meine Rezepte um ein Vielfaches schneller um, als im Zubereitungstext meiner Rezepte angegeben, da ich sehr konzentriert arbeiten und unglaublich viel parallel machen kann. Daher muss ich immer ein bisschen „schätzen“, wie lange andere Menschen dafür wohl brauchen werden.“
Was war dein größter Aha-Moment, seit du kochst?
Lea: „Mein größter Aha-Moment war sicher, als ich begriffen hatte, wie wandelbar, vielseitig und köstlich Tofu sein kann. Life changing!“
Was war dein Lieblingsgericht als Kind (und was als Erwachsene)?
Lea: „Ich liebe seit jeher richtig gute Pfannkuchen. Am liebsten schön fluffig und gefüllt mit cremigem Spinat. Als Kind mit klassischem Parmesan, heute mit meinem geliebten Pinienkern-Parmesan serviert.“
Ohne welche drei Gegenstände aus der Küche kannst du nicht mehr leben bzw. kochen?
Lea: „Ein wirklich starker Hochleistungsmixer ist für mich ein unverzichtbares Küchengerät, ohne das viele köstliche Rezepte nicht umsetzbar wären. Aber auch eine gut beschichtete Pfanne sowie ein wirklich scharfes, großes Messer sind für mich unabdingbar in der Küche.“
Was ist das größte Risiko, das du jemals eingegangen bist und warum hast du es getan?
Lea: „Der bislang größte Schritt in meinem Leben war es, einen sicheren, hervorragend bezahlten Job aufzugeben, um mich mit einer Tätigkeit selbstständig zu machen, die für mich sinnerfüllend ist. Heute arbeite ich mehr, verdiene um ein Vielfaches weniger und könnte damit glücklicher nicht sein.“
Es ist wirklich ein Glück, dass du diesen Schritt gewagt hast! Du gibst so vielen vegan lebenden und vegan offenen Menschen zahllose Koch- und Rezeptinspirationen mit!
Vielen lieben Dank für die vielen Einblicke!
Die Clever Food Masterclass mit Lea Green
Kochen für den schmalen Geldbeutel – ganz ohne geschmackliche Abstriche! Dazu soll es noch schnell und unkompliziert gehen und natürlich auch ausgewogen und gesund sein? Klingt wie die eierlegende Wollmilchsau? Ist es aber nicht! Mach aus günstigen Grundzutaten wie Reis, Kartoffeln oder Hülsenfrüchten einfache, aber köstliche Rezepte für die schnelle, vegane Alltagsküche.